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"Rettet wenigstens die Kinder" (Fr. A. Rieber)

Ungefähr 20.000 Kinder aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei wurden zwischen 1938 und 1940 durch Kindertransporte vor dem Holocaust in das Ausland gerettet.

„Ihr müsst die Kinder aus Deutschland holen“ - Kindertransporte aus Frankfurt a.M.

Die Rettung dieser Kinder war dem selbstlosen und mutigen Einsatz verschiedener Helfern und Organisationen (u.a. auch unserer B’nai B’rith Loge) zu verdanken. Im November 2018 ist unter der Federführung von Angelika Rieber ein Sammelband erschienen, der sich mit den Lebenswegen von Kindertransportkindern und den Schicksalen ihrer Angehörigen beschäftigt. Anschaulich zeigen diese Biographien das Leben der Familien vor 1933 und die Veränderungen nach dem Beginn der NS-Zeit, die schwere Entscheidung der Eltern, die Kindern nach dem Novemberpogrom alleine ins Ausland zu schicken, und den Abschied von den Angehörigen am Hauptbahnhof, der sich tief im Gedächtnis der Kinder eingegraben hat.

Die Vortragende, Frau Angelika Rieber, stellte uns in profunder Weise die Ergebnisse ihrer bisherigen Forschungs- und Recherchearbeit sowie einige der Biographien vor.

Frau Angelika Rieber wuchs in Kronberg auf. Sie studierte an der Universität Frankfurt Geschichte, Politik und Pädagogik und war von 1976-2012 als Lehrerin und Fortbildnerin tätig. Ein wichtiges Anliegen ihrer Forschung ist die Rolle der Hilfsorganisationen wie der B´nai B´rith Loge oder der Quäker.

Seit Ende der 70er Jahre hat sie das Projekt Jüdisches Leben in Frankfurt aufgebaut und entwickelt, bei dem die Erforschung der Lebenswege und der Schicksale früherer Frankfurterinnen und Frankfurter jüdischer Herkunft im Mittelpunkt steht. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Erforschung der Biographien von Kindertransportkindern.

Seit 30 Jahren forscht und publiziert Angelika Rieber auch über die Schicksale von Juden aus dem Hochtaunuskreis. Hier beschäftigt sie sich intensiver mit den Lebenswegen von Menschen jüdischer Herkunft, die entweder konvertiert waren, in sogenannter „Mischehe“ lebten und mit „Halbjuden“. Die Historikerin bietet weiterhin Stadtrundgänge auf den Spuren jüdischen Lebens in Oberursel sowie weitere Führungen an.

In zahlreichen Publikationen hat sie Ergebnisse und Erfahrungen ihrer Arbeit veröffentlicht. Jüngst hat sie zusammen mit Till Lieberz-Groß das Buch ‚Rettet wenigstens die Kinder. Kindertransporte aus Frankfurt am Main – Lebenswege von geretteten Kindern“ (erschienen 2018 im Fachhochschulverlag Frankfurt) heraus gegeben.

Angelika Rieber ist Vorsitzende des Vereins Projekt Jüdisches Leben in Frankfurt (www.juedisches-leben-frankfurt.de) und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hochtaunus. 

2014 wurde sie mit dem Saalburgpreis des Hochtaunuskreises ausgezeichnet. 2015 fand ihr Engagement eine besondere Würdigung durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. 2016 wurde sie mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Das von ihr aufgebaute Projekt Jüdisches Leben in Frankfurt erhielt im Januar 2017 den Obermayer German Jewish History Award.